Knopf im Auge statt Knopf im Ohr: Coraline

Glänzend schwarze Knöpfe, wo eigentlich Augen sein sollten. Die Frau, die ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich sieht, irritiert die zehnjährige Coraline zunächst. Aber sie stellt sich als „andere Mutter“ vor. Und eigentlich ist in dieser bunten Welt, die Coraline hinter der kleinen Tür ihrer neuen Wohnung gefunden hat, sowieso alles viel besser. Die Eltern sind humorvoll, aufmerksam und kümmern sich um sie. Es gibt gutes Essen. Im Schlamm spielen ist nicht schlimm. Wären da nicht diese Augen und das Angebot an Coraline, für immer in dieser wunderbaren Welt zu bleiben – wenn sie ihre Augen gegen Knöpfe eintauscht.

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Man mag es zunächst kaum glauben, dass diese Animationen per Hand animiert sein sollen. Die differenzierte Mimik und Gestik der Figuren und die überaus dynamische Kameraführung erinnert eher an Computeranimationen – und gerade letztere stellt sogar die ausgereiften Inszenierungen der Filme aus den Aardman-Studios in den Schatten. Henry Selicks großartiger Stop-Motion-Animationsfilm nach dem Roman von Neil Gaiman setzt Maßstäbe – sowohl tricktechnisch als auch inhaltlich. Eine Welt, die so finster, so soghaft-faszinierend und zugleich so nah an den Wünschen und dem Welterleben von Kindern ist, gibt es nur selten zu sehen. Während seit einigen Jahren gerade CGI-Animationen wie „Shrek“ oder die Filme aus den Pixar-Studios eine zweite, anspielungsreiche Verständnisebene für Erwachsene in die Handlung und Bildgestaltung einbauen, verhält es sich bei „Coraline“ gerade anders herum: „Coraline“ erzählt eine Geschichte, die Kinder (ab 10 Jahren) sehr gut verstehen – und Erwachsene werden angesprochen, weil sie diese durchaus beunruhigende Kinderwelt noch aus der eigenen Erfahrung kennen. Ein unbequemer Blick zurück.

Seit 13. August 2009 im Kino. 3D- und 2D-Fassung.

Mein Filmtipp auf der Website von Vision Kino.

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